Loreleygemeinde Bornich

Berichte der IfB und des FZB

Deutschunterricht und „Heimatkunde“ im Winzerkeller

Die polnischen Haushaltshilfen, die alt gewordene Mitbürgerinnen und Mitbürger im Haushalt unterstützen und deren Leben im Alter zu Hause in Bornich oder anderen Gemeinden in der Nachbarschaft unterstützen, kommen jede Woche während ihrer Mittagspause einmal für zwei Stunden zum Deutschunterricht. Ehrenamtliche „Lehrer“ besprechen in dieser Zeit nicht nur Probleme der schwierigen deutschen Grammatik. Ein deutsch-polnisches Lehrbuch über Situationen im Haushalt, beim Einkaufen, beim Arztbesuch, im Alltagsleben bietet viele Anlässe für das Training von Dialogen in deutscher Sprache und zum Kennenlernen neuer deutscher Vokabeln, die für die häusliche Arbeitssituation in Bornich oder Niederwallmenach sehr nützlich sind.

Hilfreich und nützlich ist es für die Frauen, auch etwas über die Kultur und damit auch über die Lebenserfahrungen der Menschen unserer Region zu erfahren. Dass es in Bornich eine Winzergenossenschaft und einen Winzerkeller gibt, ist den betreuten älteren Menschen aus Bornich und Niederwallmenach natürlich klar und deshalb kaum einer Erwähnung wert. Komisch ist es für eine Helferin aus Polen, wenn ihr berichtet wird, dass Leute „zur Lese“ in den Wingert gehen, dass der Most in „Gärtanks“ gefüllt wird, dass wenig vergorener Most Federweißer genannt wird und gut schmeckt! Die Liste neuer Wörter, die man zur Erklärung ins Polnische übersetzen muss, ist noch viel länger.

Grau ist alle Theorie. Eindrücklich oft selbsterklärend ist die Praxis. Da lag es nah, Anfang Oktober den Deutschunterricht in den Winzerkeller zu verlegen. Dr. Erhard Sopp führte die polnischen Gäste und einige ihrer Deutschlehrer mit vielen Erklärungen durch den Weinkeller, zu der Traubenwaage, der Traubenpresse in der Winzerhalle, den Gärfässern im Winzerkeller und den abgefüllten Flaschen im Lagerraum. Viel gab es zu erklären, Gegenstände in die Hand zu nehmen, auf Deutsch und polnisch noch einmal ganz langsam zu wiederholen.

Über Wein darf man natürlich nicht nur reden. Die Gäste waren eingeladen vier Weinsorten in den schön geformten Gläschen zu probieren, zu schwenken, zu riechen, zu schlürfen, den Gaumen mit dem Wein zu tapezieren und schließlich genüsslich durch die Kehle rinnen zu lassen. Der süße Federweiße fand Gefallen. Der Spätburgunder war mit 5 g Restzucker dagegen sehr trocken. Der Riesling Rothenack mit einem Restzucker von 16 g wird mit „halbtrocken“ beschrieben. Rothenack Riesling Spätlese schmeck bei einem Restzucker von 42 g in der Tat „lieblich“.

Wer Wein mit Stil genießen möchte, der trinkt ihn natürlich aus einem „Stielglas“. Eine Weinflasche ist leer, das wird in einem Wort geschrieben. Eine Flasche Wein, zwei Wörter, enthält das köstliche Getränk. Weintrauben sind die Fruchtstände, bestehend aus vielen Weinbeeren.

Insgesamt erlebten die Gäste eine fröhliche Weinprobe zum Trainieren ihrer Geschmackssinne und der deutschen Sprache. Es ist auch gut, wenn unsere Haushaltshilfen die Kultur und das heimatliche Lebensumfeld ihrer Betreuten ein bisschen besser kennen und verstehen. Da haben alle Beteiligten viel Gesprächsanlässe, die dem Zusammenleben förderlich sind.

Gegen 15:00 Uhr kam unter den Gästen Unruhe auf, denn ihre Mittagspause geht zu Ende, die Pflicht ruft. Unsere pflichtbewussten Haushaltshilfen wollten pünktlich wieder zu Hause sein, wo nach der Mittagsruhe die Betreuten auf ihren Kaffee oder Tee warten.

⇑ Nach oben